Interview mit Pfarrer Christhard Greiling
Guten Tag, Herr Greiling!
Sie sind jetzt 20 Jahre in Steinhagen. Ihr Start war zum 11. Februar 2001. In der Zeit ist viel passiert. Lassen Sie uns vorne beginnen. Wie kamen Sie denn überhaupt nach Steinhagen?
Also, das war ein Gespräch mit Superintendent Walter Hempelmann. Zu dem Termin war zufällig auch Pastor Lothar Becker da, der erzählte, dass er gerade Diakoniepfarrer geworden sei. Die Gemeinde suche jemandem für die Gemeindearbeit. Nach diesem Treffen war klar, dass mein zukünftiger Arbeitsbereich auch in Amshausen sein würde.
Und dann sind sie dort gestartet?
Ja, vor allem in der Gemeindearbeit, mit vielen Hausbesuchen und Gottesdiensten. Gerne habe ich auch Kindergottesdienst und die Jugendarbeit gemacht. Wir haben große Kindergottesdienst-Tage gefeiert, mit bis zu 60 Kindern. Der Jugendkeller wurde neu gestaltet, und ich war mit den Konfirmanden das erste Mal auf einem Konfi-Camp. Etwas später wurde ich Beauftragter für die Konfirmandenarbeit im Kirchenkreis. Und die Begegnungsstätte wurde zu meinem Arbeitsbereich.
Was lag Ihnen besonders am Herzen?
Ein Schwerpunkt ist sicherlich die Arbeit mit Jugendlichen. In der Konfirmandenarbeit haben wir das Konfi-Camp für den Kirchenkreis Halle entwickelt. Es war zunächst ein Zeltlager rund um die Grundschule in Brockhagen, bei dem sich bis zu 200 Konfis aus dem Altkreis Halle getroffen haben. Mit Nachtwache und auch mal mit Polizeischutz! Dann ging’s nach Marienfeld und jetzt sind wir in Hardehausen angekommen. Dort ist ein Gästehaus mit hohem Standard, mit Sporthalle, Schwimmbad und guter Küche. Das erleichtert manches. Geschätzt habe ich besonders, dass das Konfi-Camp kreativ war. Z.B. wurden alte Fenster gesammelt und als „Windows to heaven“ – Fenster zum Himmel gestaltet. Das Motiv schmückt bis heute die Teamer-T-Shirts.
Mit Jugendlichen verbindet mich bis heute auch die Arbeit in der Schule. Mit einer viertel Stelle bin ich am Steinhagener Gymnasium als Religionslehrer tätig, davor für zwei Jahre auch mal an der Realschule.
Die Begegnungsstätte wurde unter Ihrer Leitung auch neu belebt.
Das ist auch die Arbeit mit älteren Menschen. In der Begegnungsstätte habe ich versucht, einige Angebote zu schaffen, so dass sich Menschen hier aktiv einbringen konnten. Bis zum Lockdown war es ein lebendiges Haus, mit dem Gemeinsamen Mittagessen, dem Kontakt-Café und den vielen anderen Treffen.
Mit der Begegnungsstätte ist für mich auch die Diakonie in den Blick gekommen. Für die Kirchengemeinde nehme ich an der Mitgliederversammlung der kreiskirchlichen Diakonie teil, und das Studium der Diakoniewissenschaften habe ich 2013 mit dem Master abgeschlossen. Mit der Diakonie hat sich für mich noch einmal ein neuer Blick ergeben, denn die Diakonie ist sehr praktisch. Hier zählt der Handgriff. Und sie ist offen, z.B. für Vernetzung. Im Diakonieausschuss haben wir entsprechend zusammengetragen, was es alles an sozialen Aktivitäten in Steinhagen gibt. Wir haben uns stärker mit dem Familienzentrum vernetzt und den Anschluss an das Rathaus gesucht. Denn dort passiert auch gute soziale Arbeit. Auch die Flüchtlingsarbeit für mich dadurch in den Blick gekomm
Welche Projekte haben Sie in besonderer Erinnerung?
Besonders war für mich die Feier zu 500 Jahre Reformation. Und die Frage, was das für heute austrägt. Ich fand das schon bemerkenswert, das erleben zu können, aber ich war anschließend auch ernüchtert. So ein großes Ereignis lässt sich nicht wiederholen. Es hat vor allem die Kerngemeinde gefeiert. Als letztes großes Projekt ist auf jeden Fall der Garten der Generation zu nennen, gemeinsam mit Andrea Melzer. Von der alten Spielwiese vom ehemaligen Kindergarten war nicht mehr viel übrig. Die Idee war schon lange da, das traurige Wiesenstück neu zu gestalten. Daraus wurde der Plan für den Garten der Generationen. Geldgeber wurden gesucht und es kamen 120.000 € zusammen. Eine beachtliche Summe! Herzlichen Dank dafür noch mal an dieser Stelle.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Eigentlich mehr Nähe. Viele Menschen bleiben auf Distanz. Alles verändert sich. In Corona-Zeiten ist vieles digitaler geworden. Mit den Sonntagsvideos versuchen wir den Menschen zuhause ein gottesdienstliches Angebot zu machen. Die Sehnsucht nach etwas Höherem ist da, aber die Antworten werden nicht mehr so selbstverständlich bei der Kirche gesucht. In der Schule merke ich, wie man in die Lebenswelt der Jugendlichen hineinsprechen muss. Wenn das gelingt, kann man sie erreichen. Aber christliches Wissen ist nicht mehr so viel da. Auch mit den Sonntagsvideos versuchen wir diese Kluft zu schließen. Die Menschen zuhause ansprechen und sie mitnehmen. Der Zuspruch zu den Videos ist ermutigend. Das spornt an, noch besser zu werden.
Ich danke Ihnen für den Einblick in Ihre Aufgaben der vergangenen 20 Jahre in unserer Kirchengemeinde und wünsche Ihnen weiterhin Gottes Segen für viele innovative Ideen und bereichernde Begegnungen!
Angelika Bohnenkamp
War von Feburar 2001 bis Januar 2022 als Pfarrer in der Gemeinde tätig. Kontaktieren Sie alternativ das Gemeindebüro.